Ultralauf - Markus Srb
/

... keep on running!

 

Saison 2016

Die Saison 2016 hätte mit einem grandiosen Rennen in Kroatien starten sollen, doch meistens kommt es ganz anders als man denkt. Ich hätte mir viel erwartet, nur kein DNF. Damit ist die erste Chance auf Qualifikationspunkte für den UTMB gelaufen - Aber es folgen ja noch genug Rennen.

Der zweite Lauf der Saison ist bedeutend besser gelaufen. Beim Hochkönigman konnte ich die minimal notwendigen Qualifikationspunkte für den UTMB heimfahren.

Mein Antreten am Großglockner ist nicht von sehr viel Glück geprägt. Heuer konnte ich aufgrund einer Sommergrippe nicht einmal an den Start gehen!

Im Dirndltal konnte ich zur alten Kraft zurückfinden und nach einem eher zurückhaltenden Rennbeginn das Tempo am Ende anziehen und knapp aber doch eine persönliche Bestzeit verbuchen.

Mit dem Wien Rundumadum ist mir ein versöhnlicher Saisonabschluss gelungen. Mit eindrucksvoller persönlicher Bestzeit konnte ich mich beruhigt in die Winterpause verabschieden

Ich hoffe die positiven mentale Aspekte aus den beiden letzten Saisonläufen mit in die Saison 2017 zu nehmen und so gleich erfolgreich losstarten zu können!


100 MILES OF ISTRIA ULTRATRAIL

Datum: 15.-17.04.2016

Distanz: 100 Meilen (170,9 km)

Höhenunterschied: +7.120 m /- 7.400 m

Strecke: Labin - Umag (Kroatien)

UTMB: 4 Qualifikationspunkte (6 nach der neuen Skala)




DNF - man gewöhnt sich einfach nicht daran

Es gibt ganz einfach Tage da läuft es ganz einfach nicht und man kann es auch leider nicht erzwingen. Man bereitet sich monatelang vor, mietet ein Quartier, organisiert Kinderbetreuung, beantragt Urlaub in der Firma und natürlich bei der Ehefrau :-). Dann ist der große Tag da und nix läuft. Das ist bitter und andererseits ist es ja trotzdem nicht so als ob man nichts vollbracht hätte. Und weil scheitern auch zum Leben gehört gibt es natürlich trotzdem einen Bericht.

DNF - und trotzdem ein geiles Rennen

Es hätte der erste Höhepunkt der Saiaon 2016 werden sollen und ist es auch geworden - trotz oder gearde wegen des aprupten Endes. Denn ich halte es hier mit Herbert von Karajan: "Wer alle seine Ziele erreicht, hat sie wahrscheinlich zu niedrig gewählt." Auch wenn ich nur 129,9 km statt der geplanten 100 Meilen sowie nur +/- 6.168 Höhenmeter der 7.120 vorgesehenen zurückgelegt habe war es ein herausragendes Erlebnis. Landschaftlich sicher einer der schönsten Läufe meines Läuferlebens und gleichzeitig sicher auch einer meiner härtesten - frei nach dem Motto "Du verlierst nie. Entweder du gewinnst oder du lernst." (unbekannt) ... und gelern habe ich bei diesem Rennen wieder eine ganze Menge.

DNF - die Historie

Die Anreise am Donnerstag erfolgte eigentlich ideal - kein Stress, kein übermäßiger Verkehr. Ein schönes Appartment in zielnähe war gebucht. Nachmittags noch das Startpaket abgeholt und ein kleiner Spaziergang zur Aklimatisierung. Ein deftiges Abendessen sollte den Anreisetag abrunden. Freitags habe ich mich ausgeschlafen und nach der Abgabe des Drop Bag für die Verpflegungsstation in Buzet begann das lange Warten. Um 13:30 Uhr war der Bustrandport nach Labin angesetzt. Der Start erst um 16:00 Uhr geplant. Selten im Leben haben sich die Stunden so lange hin gezogen. Knapp vor Abfahrt der Busse habe ich dann den ersten Österreicher getroffen. Rene (Fahrengruber) und ich haben es uns dann im Bus bequem gemacht und noch letzte Infos ausgetauscht ehe wir so gegen 15:00 Uhr im Startgelände ankamen. Nicht mehr ganz eine Stunde zum Start. Welche Freude österreichische "Groupies" zu treffen. Thomas Bosnjak hielt mit einigen Läufern ein Trainings-Camp ab und ließ es sich nicht nehmen im Startgelände vorbei zu schauen. Ein letztes mal die Ausrüstung kontrolliert und einige Fotos geschossen. Dann ging es auch schon los. Nach der Vorstellung der Topläufer fiel der Startschuss. Die ersten Kilometer ging es gemütlich dahin. Von Labin durch enge Stadttore und einen schönen Wald hinunter zum Meer. Auf dem engen Steig war es fast unmöglich zu überholen und so liefen wir im Convoi. Erst entlang des Meeres konnte man sich auf sein eigenes Tempo einstellen. Die Landschaft zog an uns vorbei und es fühlte sich besonders an. Das Meer und die Landschaft war so richtig zum genießen. As wir nach einigen Kilometern das Meer wieder verließen und die ersten Hügel erklommen wurden wir nochmals von unseren "Bjak-Groupies" angefeuert. Dann ging es endgültig in die "kroatische Wildnis". Nach 2 Stunden und 15 Minuten erreichte ich noch durchaus im Plan die erste Verpflegungsstelle bei km 17,7. Voll motiviert, aber mit dem Wissen dass mir die 20 härtesten Kilometer bevorstanden, machte ich mich auf das zweite Teilstück. Immer höher führte uns der Weg und je länger der Abend dauerte umso anstrengender wurde es. Mit wohl dosiertem Tempo stieg ich bergan. Dennoch machten mir die für dieses Frühjahr doch noch ungewohnten Temperaturen zu schaffen. Immer wieder machte sich ein leichtes Schwindelgefühl breit, welches durch den Kreislauf bedingt gewesen sein dürfte. Ich steckte nochmals zurück und erreichte so erst nach weiteren 3 Stunden den zweiten Verpflegungspunkt bei km 32 (Gesamtzeit 5 Stunden 13 Minuten). Langsam machten sich Zweifel breit ob es mit den Kreislaufprobemen überhaupt noch etwas werden kann. Mit leichter Verzweiflung informierte ich meinen kleinen "Fanclub", dass es wohl nur ein Ziel geben kann, nämlich unverletzt durch die Nacht zu kommen. In der Früh würde ich dann schauen was noch drinnen sei. Nach einer romatischen Lagerfeuerpause begab ich mich dann mit gemischten Gefühlen auf das Teilstück hinauf zum höchsten Punkt der Strecke. Zum ersten Mal in meinem Läuferleben machten sich Zweifel breit ob ich dieses Rennen wirklich beenden konnte - war es letztes Jahr am Großglockner eine Gewitter welches mir die Party versaute, waren diesmal die Verhältnisse in Ordnung nur mein Körper spielte nur bedingt mit. Die Schwindelgefühle blieben und dennoch kämpfte ich mich den Vojak hinauf. Inzwischen war die Nacht hereingebrochen und tief unten sahen wir die beleuchteten Orte an der Küste liegen. Im Lichtkegel der Stirnlampe konnte ich zwar ganz klar die Markierungen erkennen, doch der Weg versteckte sich irgendwo abseits des Lichtes in der Dunkelheit. Höher und höher stieg ich - von Markierungsfahne zu Markierungsfahne - den Weg hatte ich seit der letzten Verpflegung nur selten gesehen. Immer öfter musste ich pausieren um den Kreislauf in Zaum zu halten und die Schwindelgefühle einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Nach zwei unendlich erscheinenden Stunden hatte ich es endlich geschafft. Ich hatte weitere 6 Kilometer der Strecke hart erkämpft und stand um 23:08 Uhr am höchsten Punkt der Strecke. Vom Vojak schaute ich hinab an die Küste und genoss für kurze Zeit das Panorama. Mit der Statusmeldung "Höchsten Punkt erreicht - 1375m über dem Meer! Good Night Austria" meldete ich mich für die nächsten Stunden in die weitere Nacht ab. Nach kurzem Aufenthalt ging es bergab. Unerwartet in die Stille der Nacht klingelte dann doch noch einmal das Telefon. Walter (Seewald) schickte mir den aktuellen Zwischenstand. Aktuell lag ich auf Rang 145. Er sprach mir Mut zu und so ging es weiter durch die Nacht. Kilometer fü Kilometer kämpfte ich mich voran - aber so richtig ins Laufen kam ich nicht. Ich fühlte mich schwach und hatte noch immer mit Schindelgefühlen zu kämpfen. Immer wieder wurde mir schwarz vor den Augen und ich musste mächtig aufpassen, dass ich nicht zu Sturz kam. Langsam ging die Sonne auf und auch meine Laune besserte sich wieder. Mit dem Tageslicht kam ich auch wieder etwas leichter voran - auch wenn ich mich noch immer unwohl und müde fühlte. Langsam aber sicher näherte ich mich Buzet. Auf den 23 Kilometern davor ging es immerhin ca. 1.260 Höhenmeter bergab. Da hieß es nochmals mächtig aufpassen. Nur keinen Fehltritt und eine Verletzung riskieren. Knapp vor Buzet erreichte mich schon der erste Morgengruß aus Österreich. Walter - wohl mein treuester Beobachter des Livetickers schickte mir den aktuellen Zwicschenstand. Über Nacht hatte ich nur 2 Plätze verloren und lag somit am 147 Gesamtrang. Dennoch hatte sich mein Gefühl nicht verbessert. Zweifel nagten an mir. Um 9:32 Uhr - mit guten 3 Stunden und 20 Minuten Verspätung erreichte ich den Checkpoint in Buzet bei km 89,9. Hier meldete ich mich erstmals wieder bei meinen Beobachtern - "Good Morning Austria, Bin nach einer Katastrophennacht gerade in Buzet eingetroffen - und ich bin mir nicht sicher ob ich das Rennen fortsetzen kann und werde!". Fürs Erste wollte ich mal eine längere ungeplante Pause einlegen um einmal einen klaren Kopf zu bekommen. Kurz die Augen schließen, etwas Warmes essen, neue Schuhe! Nach meinem Statusbericht dauerte es auch nicht lange und nach und nach trudelten Motivationen und Zusprüche aus Österreich ein. Von "Aufgeben tut man einen Brief" (danke Walter) über "durchhalten" (danke Rudi) über "dann lass es sein und gehe ins Bett" (danke meine liebe Ehefrau) bis "essen-trinken-rasten-entscheiden" (danke Thomas) war alles dabei. Langsam kam mein Kreislauf zur Ruhe und meine Hoffnung auf die Fortsetzung des Rennens stieg. Frei nach dem Motto "geht nicht - gibt es nicht" beschloss ich zumindest mein weiteres Glück bis Motovun zu versuchen. Wohl fühlte ich mich immer noch nicht, aber tagsüber schätzte ich das Risiko geringer ein. Nach mehr als einer guten Stunde Pause begab ich mich wieder auf die Strecke. Ich fühlte mich zwar noch immer ungewohnt schlapp, aber die Pause hatte Ihren Zweck erfüllt und so kam ich auf den folgenden leichteren Streckenteilen auch wieder ganz brauchbar voran. Langsam aber sicher wurde es immer heißer und die Wegverhältnisse ließen etwas zu wünschen übrig. Nach 1:55 Stunden erreichte ich das Zwischenziel in Hum (km 101,5). Die kommenden 17 Kilometer sollten eigentlich (nach Streckenprofil) zu den leichtesten gehören. Dennoch machten mir die Schleifen auf breiten steinigen Schotterpisten zu schaffen und so benötigte ich für diesen Streckenabschnitt wetere 3 Stunden. Mit steigender Hitze und fortschreitender Strecke kamen auch die Kreislaufprobleme wieder. Mit der Zeit baute sich eine gewisse Angst vor der zweiten Nacht in mir auf. Ich hielt zwar am Plan fest bis Motovun zu gelangen, aber ein Weiterlaufen erschien mir immer unrealistischer. Immer mehr gelangte ich zur "Uuml;berzeugung, dass ich dieses Rennen nicht beenden konnte. Daran konnte auch der muntere Zuspruch aus Österreich nicht viel ändern. Am Anstieg naach Motovun - wohl einer der schönsten Orte an der Strecke fasste ich den Entschluss das Rennen zu beenden. Mit einem letzten SMS "Angekommen in Motovun - der Ausflug hat sich wirklich noch ausgezahlt - ein schöner Ort um das erste Abenteuer Kroatien aus gesundheitlichen Vernunftgründen zu beenden! 129,9km / +6.168hm / -6.171hm benötigte Zeit ca. 27h!" beendete ich bei meiner Ankunft das Rennen. Mir fiel die Entscheidung sicher nicht leicht, aber in diesem Moment war ich so verzweifelt, dass mir ein Weiteraufen unmöglich erschien. Da nützten auch alle Aufmunterungssprüche aus Österreich nichts. Damit war es nun endgütig vorbei. Doch bereits während des Wartens auf den Shutteldienst machten sich Zweifel und auch Enttäuschung breit ob diese so klar getroffene und aus der Situation heraus getroffene Entscheidung wirklich die Richtige war. - aber der "Zug war abgefahren" - es war vorbei. Je länger ich wartete um so größer wurden die Zweifel. Hatte ich das Finish leichtfertig verschenkt? Hätte ich es nicht doch probieren sollen? Wie auch immer - es lässt sich nicht sagen was gewesen wäre wenn!

 

 

HOCHKÖNIGMAN

Endurance Trail

Datum: 03.-05.06.2016

Distanz: ca. 84,24 km

Höhenunterschied: ca. +/- 4.916 m

UTMB: 4 Qualifikationspunkte

 

 

Nach dem einigermaßen enttäuschenden Abschneiden beim Wien Rundumadum und dem ernüchternden DNF in Kroatien hieß es nun ein wenig für das Selbstbewusstsein zu tun. Es musste mal wieder ein Finish her.

Erschwerend hinzu kam, dass ich durch einen kurzfristigen Jobwechsel im vorangegangenen Monat eigentlich auch alles andere als optimal trainiert hatte. Damit ging ich ohne richtige Zielzeit ins Rennen. Nur eine Tabelle mit Durchschnittszeiten hatte ich mit dabei. Insgeheim hoffte ich aber auf ca. 18h hinzulaufen.

Nach einer längerer Anreise konnte ich in aller Ruhe meine Startunterlagen abholen und mich dann noch auf ein paar Stunden aufs Ohr hauen, bevor es zum Race Briefing ging. Das Wetter war überhaupt nicht berauschend - es schüttete wie aus Kübeln. Doch rechtzeitig vor dem Start wurde der Regen immer leichter und hörte schließlich auf.

Pünktlich um Mitternacht ging es los. Wie am Anfang so üblich legten alle ein recht ambitioniertes Tempo an den Tag und so ging auch ich es etwas flotter an, so dass ich nach 1h 51min bereits die erste Verpflegung in Hinterthal (km 13, + 828 hm / - 634 hm). Nach kurzem Verpflegungsaufenthalt ging es im Dunkel der Nacht wieder weiter. Langsam ging ich dazu über die Geschwindigkeit etwas zu drosseln, um nicht schon zu früh meine Kraft zu verpulvern. Bei km 25 überholten mich ein paar alte Bekannte und ich ließ sie ziehen. Langsam aber sicher kam der Tag heran. Nach 5h 10min traf ich beim Arthurhaus (km 29, + 1.798 hm / - 1.154 hm) ein. Inzwischen war es hell und ich konnte die Stirnlampe in den Rucksack packen. Wie auch schon auf den ersten Teilstücken ging es mit Single Trails weiter und das ist technisch gar nicht so leicht zum Laufen. Wie es auch so oft passiert habe ich dann so um km 30 herum einen Läufer gefunden der so ungefähr mein Tempo gelaufen ist. Nach einigen gemeinsamen Kilometern haben Werner (Weissl) und ich dann beschlossen, dass wir zusammenbleiben werden - denn wir hatten beide das gleiche Ziel: Finishen! So ging es dann kurzweilig und fürs nächste hauptsächlich bergab nach Mühlbach (km 39, + 2.073 hm / - 2.024 hm). Wir erreichten die Verpflegungsstation nach ca. 7h 13min. Das Wetter war noch immer OK - nicht zu heiß und nicht zu kalt - aber vor allem trocken. Die nächste Etappe war eine der beiden Königsetappen. Fast 900 Höhenmeter auf knappen 6 Kilometern. Da ließen wir uns nicht zu lange aufhalten, sondern starteten bald wieder los. Wir legten ein langsames, aber konstantes Tempo an den Tag und so ging es auch recht gut bergan, so dass wir bereits knappe 2,5 Stunden später den Schneeberg (9h 54min, km 45, + 2.963 hm / - 2.030 hm) erreichen konnten. Jetzt ging es so richtig bergab - ziemlich genau 1.000 Höhenmeter. Wir "rollten" ins Tal um nach 10h 51 min in die große Verpflegungsstation in Dienten (km 55, + 3.250 hm / - 3.047 hm) einzulaufen. Hier waren unsere Drop Bags stationiert und so hatten wir Gelegenheit uns mit neuem Equipment (Schuhe, Socken, ...) zu versorgen. Auch machten wir nochmals ausgiebig Pause und ruhten uns aus. Die nächste Etappe war mit 1.250 Höhenmetern wieder etwas fordernder. Auf 15km ging es hinauf zum Statzerhaus. Knapp unter dem Höchsten Punkt waren auch Schneefelder und Schneewechten zu durchsteigen. Auch die vielen Kilometer auf Singletrails und der Schlafentzug machten uns nun schon etwas zu schaffen. Nach 15h 07min (km 70, + 4.485 hm / - 3.282 hm) hatten wir den höchsten Punkt der Strecke bezwungen. Nach nochmaliger kurzer Erholungspause ging es in Richtung Schwalbenwand und von dieser nach Maria Alm, wo wir nach ca. 18h 36min (km 84,5, + 4.916 hm / - 4.916 hm) das Ziel erreichten.

Damit konnte ich nicht nur die notwendigen UTMB-Qualifikationspunkte holen, sondern ich hatte auch mal wieder ein Erfolgserlebnis. Dieses ist sicher wichtig für das Selbstbewusstsein, wenn es Ende Juli dann gilt die offene Rechnung mit dem Großglockner zu begleichen!

 

GROSSGLOCKNER ULTRATRAIL

Datum: 22.-24.07.2016

Distanz: 110 km

max. Zeit: 29 h

Höhenunterschied: +/- 6.500 m

UTMB: 3 Qualifikationspunkte (5 nach der neuen Skala)

 

 

... und wieder nichts - DNS

Nach einem (durch ein Unwetter mehr oder weniger erzwungenem) DNF im letzten Jahr ist die Sache heuer schon gelaufen bevor der Lauf überhaupt gestartet ist. Eine Sommergrippe die mich seit fast einer Woche mit starkem Fieber ins Bett zwingt, beschert mir den ersten DNS-Eintrag ( = Did Not Start) in den Ergebnislisten.

 

DIRNDLTAL EXTREM ULTRATRAIL

Datum: 06.08.2016

Distanz: 111 km

Höhenunterschied: +/- 5.000 m

UTMB: 3 Qualifikationspunkte (5 nach der neuen Skala)

 

 



Vorzeichen

Regelmäßige Leser meiner Homepage wissen, dass die heurige Saison etwas durchwachsen war. Nach einem DNF in Istrien, einem Sicherheitslauf am Hochkönig und einem krankheitsbedingten DNS beim Großglockner Ultratrail ist der Dirndltal Extrem Ultratrail neuerlich zu meinem Saisonhöhepunkt aufgestiegen. Auch wenn ich spürte, dass nach der Sommergrippe noch ein wenig die Ausdauer und die Kraft fehlte, wollte ich ein gutes Rennen abliefern. Immerhin hatte das "Wien Rundumadum Dream-Team" eine Zielzeit von unter 18h ins Auge gefasst. Trotz möglicherweise schwieriger Weg- und Wetterbedingungen wollten wir unser Möglichstes versuchen.

Anreise, Briefing und Pasta Party

Nachdem ich am 05.08. Geburtstag habe, konnte ich die Chance noch nutze und mit meiner Familie eine kleine Geburtstagsjause in unserem Lieblingseisgeschäft genießen. Zum Geburtstag bekam ich auch ein tolles Geschenk - Leki-Trail Stöcke (nahezu vollständig aus Carbon), die ich beim folgenden Rennen schon wunderbar verwenden können würde. Im Anschluss daran entließen sie mich in mein Rennwochenende. An dieser Stelle möchte ich mich auch bei meiner ganzen Familie (und da natürlich insbesondere meiner Frau) bedanken, dass sie mir immer wieder die Möglichkeit geben meinem Hobby nachzugehen.
Nach ca. 1,5 Stunden Fahrt trudelte ich so gegen 17:30 Uhr in Ober-Grafendorf ein. Es regnete teils in Strömen, auch wenn der Wetterbericht eigentlich schon Besserung in Aussicht gestellt hatte. Wie immer traf man bereits bei der Startnummernausgabe viele bekannte Gesichter. Spätestens beim Race-Briefing stellte sich bei voll versammelten Starterfeld das typische "Dirndltal-Wohnzimmer-Feeling" ein. Mit kurzen prägnanten Worten wurde das morgige Rennen besprochen: "Es gibt heuer neu GPS-Tracking", "Passt's auf der Weg ist gatschig und verletzt's euch nicht", "Macht's die Kuhgatter wieder zu" und einigen wenigen anderen Sätzen war dann das Briefing auch schon wieder vorbei. Somit konnte zum gemütlichen Teil mit Bier, Pasta und "Plauscherl" übergegangen werden, bevor sich gegen Mitternacht alle in ihre Nachtquartiere zurückgezogen hatten.

Rennbericht

Nach dem Aufstehen um 05:00 Uhr und einem kurzen Frühstück ging es zum Ausfassen der GPS-Tracker. das Wetter hatte sich beruhigt und es war weit und breit kein Regen in Sicht. Auch die Temperaturen waren moderat angesagt - also alles in allem nicht so schlecht. Kurz hatten wir noch Gelegenheit durchzuatmen und pünktlichts um 06:00 erfolgte der Startschuss! Wie immer setzte sich das Läuferfeld etwas schneller in Bewegung, als es gut für die meisten Starter im weiteren Rennverlauf wäre. Dieses mal wollten wir unter den beschriebenen Vorzeichen nichts riskieren. So gingen wir es etwas gemächlicher an als ich im vergangenen Jahr, auch wenn die Taktik prinzipiell ident war: bergauf gehen, in der Ebene und bergab laufen. Die ersten 10km bis Hofstetten sind ein recht leichtes Teilstück und so waren wir nach 1h02min bei CP1 (ca. 5 min langsamer als voriges Jahr, aber soweit im Plan).

Im zweiten Teilstück ging es immer wieder ein Stück auf Asphalt. Es war noch nicht zu heiß und so kamen wir auch weiterhin ganz gut voran. Auf den ersten Steigungen nahm ich die Stöcke und auch das Tempo heraus. So erreichte ich ohne größerer Anstrengung nach 2h49min den CP2 bei km23 (ca. 23 min langsamer als voriges Jahr, aber noch immer soweit im Plan).

Im dritten Teilstück werden die Steigungen immer anspruchsvoller und es wartet mit dem Grüntalkogel der erste echte "Berg" auf der Strecke. Auch die anfangs breiten Wege werden nach und nach zu anspruchsvolleren Trails - auch aufgrund der wetterbedingten Verhältnisse. Beim Anstieg zum Grüntalkogel spürte ich dann zum ersten mal auch, dass ich aus dem derzeitigen Befinden heraus nicht schneller laufen könnte - anscheinend saßen die Nachwirkungen der der Krankheit zu tief. Auch beim restlichen "Dream-Team" zeigten sich die Kräfte beschränkt. Über diese Tatsache konnte auch eines der schönsten Trailstücke auf dem ganzen Streckenverlauf nicht hinwegtäuschen. Eine kurze Unachtsamkeit bescherte mir den ersten kapitalen Sturz. Auf einem rutschigen nach links hängendem Teilstück rutschte ich aus stellte mir so selbst ein Bein. Zum Glück überstand ich das Missgeschick unverletzt und konnte das Rennen fortsetzen. Nach 4h43min registrierten wir uns bei CP3 (km 35,5) und hatten bereits 35min Rückstand auf das letzte Jahr "aufgerissen".

Das Teilstück 4 war wieder eines mit leichteren Wegverhältnissen und wir kamen so auch wieder etwas schneller voran. Bei CP4 (km 48) in Frankenfels (Durchgangszeit 6h05min) hatten wir also nur mehr 15min. Rückstand auf die Vorjahresdurchgangszeit.

Nach kurzer Verpflegung ging es weiter auf das Teilstück 5. Irgendwie kamen wir nicht richtig in Fahrt und die langgezogenen Steigungen verhinderten trotz moderater Temperaturen ein schnelles Vorankommen. Die Beine waren schwer und in diesem Moment war ich mir nicht mehr sicher ob es sich für die 18h z u kämpfen lohnt. Wir verloren Minute um Minute auf die Durchgangszeiten und mit 2h34min für das fünfte Teilstück erreichten wir den CP5 (km 61) nach 8h39min und hatten so einen "Rekordrückstand" (auf 2015) von 44min aufgebaut.

Bevor wir die beiden "Königsetappen" in Angriff nahmen wechselte ich die Schuhe nd nach kurzer Pause ging es auch schon los. Der wohl schwierigsten Anstieg des Rennens gestaltete sich heuer gar nicht so ungut - die Temperaturen waren angenehm auch wenn in der Zwischenzeit sich auch ab und zu die Sonne zeigte. Wie ich aus den beiden letzten Jahren wußte würde sich auf den folgenden zwei Teilstücken entscheiden ob der 18h-Plan scheitert oder nicht. Eise erste wirklich sinnvolle Abschätzung ist erst bei CP8 zulässig. Mit einer Durchgangszeit von 10h18min An diesem Checkpoint gibt es traditionell eine Suppe. Aufgrund der kühleren Temperaturen und um nicht zu viel Zeit zu verlieren hielten wir uns nur kurz auf und machten uns dann auf das nächste Teilstück hinunter vom Eisenstein - Hinauf auf den Hohenstein.

Der Abstieg in Richtung Gscheid war trotz Regen in einem erstaunlich guten Zustand und konnte problemlos absolviert werden. Dennoch summierten sich die Minuten die wir unbemerkt aber stetig langsamer waren als in meinem Einzellauf des vergangenen Jahres. Beim Aufstieg zum Hohenstein zeigte sich langsam, dass ich ein wenig schneller war als das Dream-Team. Dennoch klappte es mit zeitweisem Warten ganz gut gemeinsam voran zu kommen. Schließlich lebte die Chance auf 18h nach wie vor. In diesem Streckenabschnitt waren wir neuerlich etwas langsamer und so hatten wir bei Erreichen von CP7 am Hohenstein (km 74, Durchgangszeit genau 12h00min) noch immer einen Rückstand von 41min auf die Zeit von 2015.

Aufgrund der Temperaturen hielten wir uns auch am CP7 nur sehr kurz auf und nahmen unverzüglich den 9,5km langen Fahrweg bergab in Angriff. Da konnten wir es trotz der Ermüdung wieder "ganz gut laufen lassen". Auf diesem Abschnitt konnten wir immerhin 9min an Zeit gut machen und so hatten wir bei Erreichen von CP8 (km 83,5; Durchgangszeit 13h12min) "nur" mehr 32min Rückstand. damit hatten wir durchaus noch immer gute Chancen auf die 18h Zielzeit - vorausgesetzt wir ließen nicht nach.

Somit gestaltete sich auch der Aufenthalt bei CP8 eher kurz. Wir rüsteten die Stirnlampen auf, damit wir bei Einbruch der Dunkelheit nicht neuerlich Zeit verlieren würden und weiter ging es. Bis CP9 ging es ganz gut voran, aber überragend aufholen konnten wir nicht. Während ich unverändert gut voran kam, musste ich allerdings immer öfter auf das restliche Dream-Team warten. Nach einem kurzen Verlaufen auf der dämmrigen bzw. schon fast dunklen Kuhweide erreichten wir nach einer Laufzeit von 15h06min den CP9 in Geiseben (km92,5). Das war noch immer ein Rückstand von 26min. Damit blieben und für die verbleibenden 18,5 Kilometer blieben uns noch 2h54min. Die Laufzeit des vergangenen Jahres für die verbleibende Distanz betrug 3h08min. Das hieß für heuer, dass wir noch einen ordentlichen Zahn zulegen müssten um das gesetzte Ziel zu erreichen.

Unter diesen schwierigen Vorzeichen starteten wir in das 10 und vorletzte Teilstück. Auf diesem Streckenabschnitt folgte nochmals ein letzter Hügel - der Kaiserkogel. Bei mir lief es nach wie vor gut, aber durch die immer länger werdenden Wartezeiten auf Walter und Claudia ließen mich erstmals wirklich an der Zielerreichung der 18h zweifeln. Dennoch wurde gemeinsam weitergekämpft. Gemeinsam erreichten wir das Kaiserkogelhaus. Von nun an sollte es wieder bergab gehen doch beim restlichen Dream-Team war nun endgültig "der Ofen aus.". Es war der Zeitpunkt gekommen, an dem sich das Dream-Team entscheiden musste an der Zielsetzung festzuhalten oder das Ziel nach oben zu revidieren. Aufgrund der zu diesem Zeitpunkt vollkommen unterschiedlichen Leistungsfähigkeit hatten aber Walter und Claudia schon beschlossen, mich aus der "Verpflichtung als Schrittmacher zu entlassen". Damit meinten Sie, dass ich meinem 18h-Ziel weiter entgegen laufen sollte, sie aber auf ein sicheres Finish hinarbeiten wollten. Nach kurzen guten Wünschen für den weiteren Rennverlauf trennten wir uns und ich zog mein Tempo an. So konnte ich in kürzester Zeit meinen Rückstand auf die Vorjahreszeit wettmachen und erreichte nur mit 1 min. Verspätung den letzten Checkpoint.

Es war nun 22:44 Uhr und ich hatte für die letzten 8,5km noch 1h16min Zeit. Aufgrund meines körperlichen Zustandes und der Erfahrung aus dem letzten Jahr (Laufzeit für das besagte Teilstück 1h05min) war eine Endzeit von 18h in realistischer Reichweite. Damit begann sich das bis vor wenigen Kilometer unwahrscheinliche Projekt der persönlichen Bestzeit in meinem Gehirn breit zu machen. Der körperliche Zustand war einwandfrei und die Temperaturverhältnisse perfekt. Die Trinkflaschen waren noch voll und sonstige Verpflegung würde ich auf den letzten Kilometern nicht mehr benötigen. Damit ging es unverzüglich weiter in Richtung Ziel.

Der kurze Anstieg war schnell überwunden. Bei einer der letzten kritischen Abzweigungen gut aufgepasst - dort hatte ich mich beim ersten Antreten verlaufen. Nach dem durchqueren des letzten Waldstückes konnte ich weiter vor mir zwei Stirnlampen entdecken. Von der Motivation gepackt setzte ich nun alles daran die beiden einzuholen. Beim Erreichen der ":Zivilisation" war ich schon ganz knapp an Ihnen dran. Beim Queren der Parkplätze konnte ich sie überholen und nach kurzem durchqueren der Wohnsiedlung konnte ich auch schon wieder einiges an Abstand gewinnen.

Beim Einbiegen in die "4km-Zielgerade" hatte ich noch immer nichts an Geschwindigkeit eingebüßt. In großer Entfernung konnte ich nun weitere Läufer entdecken. Auch diese wollte ich nun einholen; Gegen Ende der Geraden hatte ich auch das geschafft. Somit konnte ich am letzten Teilstück noch 5 Läufer ein- und überholen. Durch diesen Motivationsschub war auch die lange Gerade kein Problem und das Ziel bereits in Greifweite. Ein paar 100m vor dem Ziel musste noch einmal die Straße überquert werden und dann konnte man das ESV-Heim beim Zieleinlauf bereits sehen. Ich gab nochmals ordentlich Gas und nach 17h42min überlief ich die Ziellinie.

Damit konnte ich nicht nur den 18h-Plan sondern auch meine persönliche Bestzeit aufstellen; Mit 58min (das ist eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 6min49sec/km) am letzten Teilstück konnte ich noch ein grandioses Finish auf den Asphalt legen.

Glücklich und Stolz konnte ich die Medaille in Empfang nehmen und auch das Bier welches mir vom Empfangskomitee überreicht wurde schmeckte ausgesprochen gut. Bei einem weiteren Bier konnte ich zum einen die Vorfreude auf die zweite Gürtelschnalle feiern und zum anderen auf meine zwei Begleiter warten. 59 Minuten später konnten auch Walter und Claudia ins Ziel einlaufen. Für Claudia beim ersten Antreten und für Walter im Rahmen seines Trainings auf alle Fälle ein starken Ergebnis! Dazu gratuliere ich, möchte mich an dieser Stelle für die ca. 98 gemeinsamen Kilometer bedanken und freue mich schon auf weitere Trailläufe mit den beiden.

 

 

WIEN RUNDUMADUM

Datum: 29.10.2016

Distanz: ca. 130 km

Höhenunterschied: ca. +/- 1.709 m

 

 



Rennbericht

Bereits zum dritten Mal in Serie sollte der Lauf Rund um Wien zum krönenden Abschluß der Sison werden. Nach dem etwas frosigen letztem Drittel im vergangenen Jahr wollte ich heuer einiges besser machen. Die Vorbereitungsphase und das Training seit meiner persönlichen Bestzeit im Dirndltal verlief eigentlich perfekt. Vielleicht etwas zu gut und so hoffte ich, dass ich es mit dem Training nicht übertrieben hatte. Die Motivation und die mentale Einstellung machten auf alle Fälle einen soliden Eindruck und so wurde eine Marschtabelle für eine Zeit von 17h59min aufgesetzt.

Genau so wie im vergangenen Jahr hatte ich die gesamte rennrelevante Ausrüstung (warme Bekleidung, Verpflegung, ...) in meinen Rucksack gepackt - jedoch im Gegensatz zu 2015 doch 2 Drop Bags gepackt um beim Gütenbachtor von den Trailschuhen auf stabile Straßenschuhe zu wechseln. Außerdem noch ganz wichtige Zusatzverpflegung (Schokolade, Cola und Energy Drink) beim Gütenbachtor und der Esslinger Furt hinterlegt.

Das Wetter war kühl aber trocken angesagt und so sah es Freitags auch noch aus. Um 18:30 holte ich meine Startunterlagen ab und hinterlegte meine Drop Bags. Dann ging es nochmals ab nach Hause um sich die notwendige Ruhe und Konzentration im Schlaf zu holen. Am Renntag war bereits um 04:00 Uhr Tagwache, denn es musste noch vor dem Race-Briefing ein GPS-Tracker abgeholt werden. Dieser sollte es möglich machen, dass Familie, Freunde und Fans den Rennverlauf von zu Hause mitverfolgen konnten. Als ich morgens aus dem Fenster sah erschrak ich ein wenig - es war nicht nur neblig, sondern regnete auch recht stark. Nachdem ich nochmals die Bekleidung überdachte ging es los. Um 5:30 Uhr, eine Stunde früher als 2015, stand das Briefing am Programm. Dieses war wie immer recht schnell abgehandelt. Es gab nur einige geringfügige Streckenänderungen zum Vorjahr, die in erster Linie durch Baustellen verursacht wurden. Nach einem Gruppenfoto bewegten sich alle Läufer ins Freie in Richtung Start.

Durch die Verlegung der Startzeit auf 06:00 Uhr war es noch sehr dunkel. Pünktlich knapp vor dem Start ließ der Regen nach. Punkt 06:00 Uhr ertönte das Startsignal und das gesamte Läuferfeld setzte sich in Richtung Marchfeldkanal in Bewegung. Ungewohnt ging es das Gewässer entlang - war es in den vergangenen Jahren durch den späteren Start bereits hell, so bahnten wir uns diesmal den Weg durch die Dunkelheit. Einige waren mit Stirnlampe unterwegs, andere so wie ich verließen sich im Pulk auf die "Lotsen". Wie immer auf den ersten Kilometern versuchte ich nicht zu schnell zu sein, doch das war in der Gruppe gar nicht so einfach. Die Stimmung war trotz des Wetters gut und der "Schmäh" zwischen den Teilnehmern lief als ob wir uns zu einem gemütlichen Wochenendspaziergang getroffen hätten. Nach wenigen Kilometern erreichten wir das Entlastungsgerinne, welchem wir bis zur Jedlerseer Brücke folgten. Dort querten wir hinüber auf die Donauinsel. Ich achtete bei jedem Schritt darauf, dass ich mir nicht zu früh nasse Schuhe holen würde - doch in der Dunkelheit übersah ich dann doch eine riesige Lacke und mit einem Mal waren meine trockenen Schuhe Geschichte. Weiter ging es stromabwärts und das Feld zog sich nun auch schon gehörig in die Länge.

Es war auch noch immer dunkel doch schon auf den nächsten Kilometern sollte die Dämmerung einsetzen und schön langsam der Tag anbrechen. Nach 14 Kilometern, am Fuße des Leopoldsberges war es dann endlich soweit hell und auch der Regen hatte noch weiter nachgelassen. So konnte ich mich meiner Jacke entledigen und die Stöcke für den ersten steilen Anstieg zur Hand nehmen.

Nach den ersten 14 km - flach und größtenteils asphaltiert - ging es nun so richtig steil bergan und schon bald bot sich ein erster wunderschöner Blick auf Wien.

Nach einigen Höhenmetern hieß es dann auch noch schön lächeln - der offizielle Fototermin wartete.

Bei kühlen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit ging es zügig die Serpentinen des Nasenwegs hinauf und schon nach kurzer Zeit konnten wir wieder in den Laufschritt verfallen. Flott konnte so die kurze Distanz zwischen Leopoldsberg und Kahlenberg überwunden werden. Dort wartete schon die erste Verpflegungsstation mit einem kleinen Frühstück. Durchgangszeit 2h 6min und somit ident mit dem Vorjahr - der Kurs passte. Nach kurzer Stärkung und dem ersten SMS-Tracking ging es auf meiner "Heimstrecke" weiter in Richtung Jägerwiese, Hermannskogel und Hameau.

Dem Wetter entsprechend war der kurze Streckenabschnitt vom Kahlenberg hinauf zur Sophienwarte sensationell gatschig. Im Anschluss daran konnte man der Höhenstrasse entlang aber so richtig Gas geben. Auf dem mir bekannten Track kam ich gut voran und erreichte, vorbei an Schönstatt, der Jägerwiese, dem Hermannskogel, und Häuserl am Roan den Hameau.

Nach einer scharfen Linkskurve ging es nun zum ersten Mal so richtig schön bergab. In der Zwischenzeit hatte auch der Regen etwas nachlassen und es ließt sich ganz angenehm laufen. Nach einer Gesamtzeit von 3 Stunden und 23 Minuten erreichte ich die Verpflegungsstelle bei der Marswiese. Hier legte ich ein kurzes Frühstück ein und füllte meine Trinkflaschen auf. Danach ging es unverzüglich weiter - schließlich wollte ich meine sieben Minuten Vorsprung auf die Durchgangszeit des vergangenen Jahres nicht gleich wieder verjubeln.

Das nächste Wegstück war, wie nicht anders zu erwarten, eine einzige Schlammrinne. Der Weg von der Marswiese zum Schottenhof ist schon bei trockenem Wetter sehr feucht. Unter Berücksichtigung des Regenwetters war es hier also nicht anders zu erwarten. In Richtung Jubiläumswarte ging es dann auf befestigten Wegen wieder flotter voran und schon bald konnte ich mich bergab in Richtung Hütteldorf rollen lassen.

In Hütteldorf angekommen, war wie immer die Verwunderung groß als mehrere gatschverschmierte Gestalten durch das Bahnhofsgebäude stürmten, ehe wir dann am rechten Ufer des Wienflusses stromaufwärts in Richtung Auhof bogen. Inzwischen hatte es vollständig zu regnen aufgehört. Auf den letzten Kilometern traf ich auch Reinhard, mit dem ich nächstes Jahr bei den 100 Meilen von Istrien starten werde. Gemeinsam verging die Zeit sehr zügig und schon erreichten wir Kilometer 40.

Es folgte nun ein schon altbekanntes eher schwieriges Streckenstück - der letzte große Anstieg zum Dreihufeisenberg entlang der Mauer des Lainzer Tiergarten.

Nach Erreichen des höchsten Punktes geht es noch gute 5 Kilometer durch den Wald dahin, ehe man den Verpflegungspunkt beim Gütenbachtor erreicht. Mit 6 Stunden und 54 Minuten war ich exakt mit der gleichen Durchgangszeit wie im Vorjahr angekommen. Hier stand nun eine klein wenig längere Pause an. Zum Einen wechselte ich in trockene Schuhe. Zum Anderen labte ich mich an Schokolade und Cola um die Energiespeicher schnell und schmackhaft wieder aufzufüllen. Nur wenige Minuten später war ich wieder auf der Strecke und es ging in Richtung Kalksburg. Leider liefen Reinhard und ich aufgrund der Tagesverfassung kein ähnliches Tempo und so verloren wir uns wieder aus den Augen.

Somit war ich nun wieder alleine unterwegs. In Kalksburg schwenkte ich auf den Liesingbach ein, der mich nun ein langes Stück des Weges begleiten sollte. Die Strecke war nun flach und leicht zu laufen. Auch wenn ich nun doch schon fast 60 Kilometern in den Beinen hatte kam ich locker voran. Durch das etwas bessere Wetter und meinen guten Allgemeinzustand war ich nun wirklich hochmotiviert und erreichte schon bald den Bahnhof Liesing.

Weiter ging es vorbei an Alterlaa und quer durch den 23ten und 10ten Bezirk. In der Zwischenzeit hatte aufgrund einer Fehleinstellung meine GPS-Uhr keinen Saft mehr. So wusste ich eigentlich nicht mehr wirklich genau bei welchem Kilometer ich mich befand. Das GPS-Tracking funktionierte auch schon seit längerer Zeit nicht mehr und so musste ich mich auf meine Streckenkenntnis der letzten Jahre, mein Gefühl und die Kilometertaferln die so ca. alle 10km zu entdecken waren verlassen. Dennoch ließ ich mich nicht irritieren - denn es galt um jeden Preis die Fehler von letztem Jahr nicht zu wiederholen. Ich war gut drauf und witterte die Chance 18 Stunden Gesamtzeit deutlich zu unterbieten.

So lief ich hochkonzentriert weiter. Wie auch schon davor über weite Strecken war ich auch hier alleine unterwegs. Da ich eh niemanden zum Plaudern hatte lief ich in Gedanken versunken das recht ereignislose Teilstück und ließ nochmals die gesamte Laufsaison Revue passieren die heute allem Anschein nach ein versöhnliches Ende nehmen würde. Unspektakulär erreichte ich die nächste Verpflegungsstation bei km 75. Auf dem vergangenen Teilstück hatte ich auf 2015 immerhin 51 Minuten Vorsprung herausgearbeitet. Nach einem kurzen Aufenthalt bei warmer Suppe machte ich mich auf den Weg quer durch Simmering. Wenn es denn irgendwie möglich war wollte ich so bald als möglich in der Lobau ankommen, damit ich diese mal bei Tageslicht laufen können würde.

Vorbei am Zentralfriedhof und dem Tierfriedhof ging es immer tiefer nach Simmering "hinein". Doch auch nach mehr als 75km machte mir das Laufen immer noch keine Probleme - im Gegenteil es war fast angenehmer als gehen und auch die Motivation hielt an. Damit ging es nach wie vor zügig voran. Bald schon erreichte ich km 80 und dann das Kraftwerk Freudenau und die Donauinsel. Ich freute mich über das Tagesicht und schoss noch einige Fotos. Tatsächlich war es auch noch hell, als ich den Eingang zur Lobau erreichte. Zum allerersten mal würde ich beim Durchlaufen der Lobau auch noch etwas sehen - da ging es dann noch leichter voran.

Anfangs konnte ich die Gegend noch genießen, aber schon nach einiger Zeit stellte ich fest, dass die Lobau auch bei Tageslicht nicht viel mehr zu bieten hat als gefühlte endlose Waldwege. Im Gegensatz zur Dunkelheit konnte man nun diese Unendlichkeit auch sehen. Nun machte mir erstmals zu schaffen, dass ich ohne GPS-Uhr und -Tracking keinerlei Anhaltspunkte hatte wo ich mich befand. Auch meine Erfahrung konnte mir hier nicht weiterhelfen - ich hatte ja außer Dunkelheit die letzten Jahre nichts gesehen.

Beim nächsten Kilometertaferl das ich sah war ich mit einem Mal am Boden der Realität zurückgekehrt - wieder erwarten war ich erst bei Kilometer 90 - ich hatte mich nun doch etwas verschätzt. Das hieß noch weitere 7 Kilometer Lobau. Langsam aber sicher bahnte sich die Nacht ihren Weg. Bevor es nun endgültig dunkel wurde setzte ich die Stirnlampe auf. Von der Temperatur her konnte ich bleiben wie ich war. Da ich ja meine komplette Wechselwäsche im Rucksack hatte, hätte ich ja im Bedarfsfall jederzeit wechseln können.

Im Schein der Stirnlampe ging es weiter und irgendwann hat sogar die Lobau ein Ende. Nach 12 Stunden und 56 Minuten verließ ich bei der Eßlinger Furt die Lobau und konnte mich erst mal bei der Verpflegungsstelle stärken. Immerhin hatte ich auch auf diesem Teilstück wieder 55 Minuten Zeitguthaben auf 2015 aufgebaut und war nun schon 1 Stunde 46 Minuten schneller als im Vorjahr.

Nach einer wirklich kurzen Pause mit warmer Suppe machte ich mich schnell wieder auf den Weg. Unter Berücksichtigung der Erinnerung aus dem letzten Jahr und der zurückgekehrten Motivation wollte ich keine Zeit verlieren und vor allem auch nicht meine Muskeln auskühlen lassen. Kurz nach Verlassen der Verpflegungsstation läutete mein Handy. Die Rennorganisatoren erkundigten sich nach meiner Position und meinem Wohlbefinden, da der GPS-Tracker schon lange kein aktuelles Signal von mir sendete. Nach einem Neustart des Gerätes machte ich mich wieder auf den Weg.

Nach wie vor ging es im Laufschritt voran - das war für mich angenehmer als gehen. Immer wenn ich aß oder trank und ein paar Schritte gehen musste um mich nicht von oben bis unten anzupatzen, war ich froh wieder in der Laufschritt verfallen zu können. Damit ging es zugig durch den 22ten Bezirk. Meine Gedanken drehten sich rein um die Frage welche Zeit sich wohl ausgehen würde - war dies doch ein Streckenabschnitt in dem im vergangenen Jahr riesige Probleme hatten. Es lief gut und so konnte ich die Strecke zügig hinter mich bringen, so dass ich 2 Stunden und 18 Minuten später bereits beim Bahnhof in Gerasdorf war. Damit war mein Zeitguthaben auf 2 Stunden und 29 Minuten angewachsen, was zu mindestens eine Endzeit von unter 19 Stunden außer Frage stellte.

Auch bei dieser Verpflegung hielt ich mich nur sehr kurz auf. Ich war noch immer kurzärmelig unterwegs und wollte das auch so lange wie möglich nicht ändern. Nun hatte ich "Blut gerochen" und wollte sehen was möglich sei. So verfiel ich in eine Art "Runners-High" (- also nicht jenes in dem man sich gerüchterweise wie auf Drogen fühlt) - die Anspannung und die Anstrengungen der letzten Stunden verschwanden im Hintergrund und ich fühlte mich wieder richtig gut. Wie auch schon auf dem vergangenen Teilstück konnte ich immer wieder andere Läufer überholen, wurde aber nie überholt - das motivierte natürlich zusätzlich.

In diesem Teilstück konnte ich mich wieder besser aufgrund meiner Erfahrung orientieren, was auch die Tempowahl erleichterte und mir zeige wie flott ich voran kam. Knapp vor dem letzten Anstieg machte meine Strinlampe schlapp und ich wechselte noch den Akku. Das Wetter war wärmer als im vergangenen Jahr und auch der Wind war schwächer. So konnte ich nach wie vor auf eine Jacke verzichten - nur Handschuhe mussten her. Im hellen Kegel der Strinlampe holte ich nochmals die Stöcke aus dem Rucksack und machte mich im Laufschritt auf den Anstieg zum Bisamberg.

Nach kurzer Zeit konnte auch die Stöcke bereits wieder eingepackt werden, denn es sollte ja im Anschluss nur mehr bergab und eben gehen. Kontinuierlich überholte ich Läufer um Läufer. Und mit jedem Überholmanöver legte ich noch einen kleinen Zahn zu. Durch die Stammersdorfer Kellergasse ging es bergab und über einen Feldweg zurück zum Marchfeldkanal. Nun war es wirklich nicht mehr weit - so ca. 1,5km.

In Sichtweite und Außenbeleuchtung der Sporthalle des Ella Lingens Gymnasium drehte ich meine Stirnlampe ab und dafür nochmals einen "Zahn zu". Nach 17 Stunden und 37 Minuten erreichte ich die Ziellinie und konnte den Lauf mit einer neuen persönlichen Bestzeit beenden. Ich war um 3 Stunden und 36 Minuten schneller als 2015. Die Laufzeit war sogar um 1 Stunde und 11 schneller als 2014 - obwohl damals die Distanz um 6km kürzer war.

Damit konnte ich eine Saison, die anfangs etwas durchwachsen war, mit zwei guten Leistungen in der zweiten Saisonhälfte krönen und dafür sorgen, dass sie mir in guter Erinnerung bleiben wird.