Ultralauf - Markus Srb
/

... keep on running!

 

100 Miles of Istria

 

Datum: 05.-07.04.2024
Distanz: 169 km
Höhenunterschied: ca. +/- 6.000 hm

benötigte Zeit:38h 54min 47sec


https://istria.utmb.world/



Vorbereitung

Auch heuer war die Vorbereitung ein wenig durchwachsen. Im Herbst hatte ich nach einem Bänderriss im Daumen ("!!!") mehrere Wochen Trainingspause. Zusätzlich zur dann eh schon sehr beschränkten Trainingszeit hatte ich im März mal wieder einen Atemwegsinfekt der den Einsatz von Antibiotikum erforderlich machte. So ist die Entscheidung tatsächlich an den Start zu gehen erst am Abreisetag, nach dem letzten Gesundheitscheck gefallen. Damit war alles in allem klar, dass das Ziel einer persönlichen Bestleistung "ad acta" gelegt wird und es ein taktisches Rennen mit einem einzigen Ziel, nämlich dem eines erfolgreichen Finish, werden wird.

Anreise

Wie bereits 2022 habe ich mich bei der Anfahrt für das Motorrad entschieden und konnte so ein paar wunderschöne Strecken in Slowenien und Kroatien befahren.


pre-race in Umag

Wie immer trifft man in Umag einige Läufer die man schon lange kennt. So auch dieses Jahr. So ergab es sich, dass ich mit Reinhard (bei diesem Lauf mein Buddy) eine gemeinsame Renntaktik abgleichen konnte und wir beschlossen gemeinsam "die Sache durchzuziehen". Davor war aber ein ausgiebiges Abendessen mit Zielbesichtigung geplant. Das Ziel war zum ersten mal seit Jahren wieder direkt am Meer aufgebaut. Ein Traum den ich schon bei meinem ersten Antreten hatte, diesen aber damals mit einem leichtfertig beschlossenen DNF nicht realisieren konnte. Die Jahre dazwischen war das Ziel beim Sportplatz, bis heuer. Damit war klar, ein Scheitern ist nicht zulässig. Der "große Traum" direkt am Meer einzulaufen muss um jeden Preis realisiert werden.


Rennbericht

Diesmal hatten wir vom Start weg den Vorsatz das langsame Tempo unserer Marschtabelle wirklich auch in der Realität umzusetzen, da ja ein zu schnelles Anfangstempo sich immer gegen das Ende hin rächt. So starteten wir bei stabilem frühlingshaften Wetter in Labin. Wie immer brauchte es die gesamte Strecke bis hinunter ans Meer dass sich das Feld grundsätzlich "sortiert" hatte. In der Nachmittagssonne fühlte sich die erste Etappe gut an und langsam aber sicher liefen wir im Laufe der zweiten Etappe in einen wunderschönen Sonnenuntergang. Rechter Hand das Meer, vor uns der Vojak und unter uns der harte kroatische Fels - der auf diesem Teilstück eher querfeldein als auf einem Weg führt. Im Dunkel der Nacht konnten wir unseren Plan bzgl. Tempo wirklich sehr gut einhalten. Im Morgengrauen bekam ich dann, für mich, eher ungewöhnliche Probleme. Mir machte eine Art Sodbrennen zu schaffen. Erst nachdem ich mich bei einer Verpflegungsstation auf Kräutertee und klare Suppe reduzierte konnte ich diesen unangenehmen Effekt beseitigen. Danach ging es quasi ereignislos bis zur Verpflegungsstation in Buzet (km 100), die wir nach 20 Stunden und 51 Minuten erreichten. Dort steht in gewohnter Manier warmes Essen und eine Anpassung der Bekleidung / Outfits am Programm. Nach ca. 45 Minuten machte ich mich auf die verbleibenden 69km. Wie befürchtet wurde es ein wenig wärmer als im Wetterbericht vorausgesagt, was aber im angeschlagenen Tempo nicht so viel ausmachte. So ging es Kilometer um Kilometer, von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation. Bei verlassen der Verpflegungsstation in Livade ging es für uns in die zweite Nacht und die Erfahrung hat uns gelehrt, dass es eine harte Nacht werden wird. In der zweiten Nacht (circa nach km 130) setzten aufgrund der Ermüdung zwei fundamentale Erscheinungen ein. Zum Einen hat der Körper Probleme die Körpertemperatur zu regulieren, da Ihm der "Brennstoff" zur Wärmeerzeugung fehlt. Das hat den Effekt, dass einem tendenziell immer kälter wird. Zum Anderen zeigt die Psyche Ihre Tücken. So beginnt man zu halluzinieren und sieht "Dinge" die nicht real sind. Weiters beginnt man im gehen einzuschlafen, was zur Folge hat, dass man teilweise unterwegs ist wie alkoholisiert. Das ist als Außenstehender vielleicht ganz lustig anzusehen. Als Betroffener ist es aber recht unangenehm und bringt je nach Streckenverlauf auch ein erhöhtes Unfall- bzw. Verletzungsrisiko mit sich. Die einzige wirkliche Abhilfe sind "Powernaps" am Streckenrand, die man von Zeit zu Zeit vorsehen sollte. Im Team kamen wir aber soweit ganz gut voran, so dass wir uns im Morgengrauen des zweiten Tages dem Ziel schon bis auf die letzte Etappe genähert hatten. Diese kannte ich in der Vergangenheit nur bei Dunkelheit und so war ich gespannt wie diese bei Licht zu laufen wäre. In der letzten Verpflegungsstation hielten wir uns nur kurz auf ehe wir uns in Richtung des wohlverdienten Finish am Meer aufmachten. Von Buje läuft man durch (dem Eindruck nach) endlose Wälder, Wiesen und Felder.

Und genau in diesem Ambiente hat sich die Spitzen-Szene des ganzen Rennens abgespielt. Wir liefen zu zweit und an einer Wegkreuzung hat sich ein weiterer Läufer zwischen mich und Reinhard geschoben. So waren wir zu dritt unterwegs. Ich vorne, hinter mir der unbekannte Läufer und als Dritter Reinhard. Nach einiger Zeit sah ich im Augenwinkel (meiner noch immer eingeschalteten Stirnlampe), dass nur mein ein Läufer hinter mir ist. In der Annahme, dass dies der unbekannte (der ja direkt hinter mir war) sein muss und wir Reinhard verloren hatten blieb ich stehen, so dass mir der hinten laufende fast hinein lief. Ohne eine Reaktion abzuwarten gab ich Ihm auf englisch zu verstehen, dass ich auf meinen Freund warten muss, bzw. ihn suchen müsste. Er antwortete (natürlich ebenfalls auf Englisch), dass er es verstehen würde. Ich stand da und wartete. Er lief weiter. Ich wartete also, aber niemand kam. Dann lief ich in die Richtung aus der ich kam, aber traf niemanden. Als ich dann endlich auf einen anderer Läufer traf und er mich fragte ob alles in Ordnung sei fragte ich Ihn ob er denn auf dem letzten Kilometer wen überholte, was er verneinte. Da griff ich zum Handy und in diesem Moment läutete es. Reinhard war dran um mir mitzuteilen, dass er schon ein schönes Stück voraus sei. Also lief ich ihm nach nach und wir waren "wieder vereint". Als sich die Sache aufklärte hatten wir doch einiges zu Lachen, aber es spiegelt sehr gut den physischen und psychischen Zustand nach zwei durchlaufenen Nächten wieder.

In Wirklichkeit war der unbekannte Läufer abgebogen (vermutlich um einen Baum zu "bewässern"). Da ich das als vorne Laufender aber nicht mitbekam und nur mehr einen Läufer ganz knapp hinter mir sah, war ich der Meinung Reinhard verloren zu haben. Als wir (Reinhard und ich) uns dann mit den Stirnlampen ansahen (und blendeten) und mit überzeugendem Englisch redeten hatten wir uns schlichtweg nicht erkannt.

Nach 38h 54min 47sec erreichten wir das Ziel am Meer in Umag. Damit hatten wir in diesem Zeitraum wieder einmal Istrien von der Ost- bis zur Westküste durch- und davor die höchste Erhebung überquert. Nach einem wohlverdienten Dosenbier an der Strandpromenade ging es noch 2 Kilometer ins Hotel. 

 Impressionen vom Rennen

post-race

... natürlich lässt man es am Tag nach dem Rennen so richtig "krachen". Schließlich fordert der Körper seine Kalorien zurück, die er im Rennverlauf so "freigiebig geopfert" hat.


Rennanalyse

377 Starter

287 Finisher

belegter Platz 220 (gesamt)

belegter Platz 31 (Altersklasse)

Anhand der geringen Ausfallquote ist zu erkennen, dass heuer die Bedingungen gut und nicht all zu schwierig waren. Aber 100 Meilen sind halt 100 Meilen und unterliegen ganz eignen Gesetzmäßigkeiten!

Fazit

... macht Lust auf mehr.


Mammutmarsch Wien

2024 Mammutmarsch Wien




2024 Mariazell

2024 Mariazell




Mammutmarsch Berlin

2024 Mammutmarsch Berlin